Keine Medaille, dennoch ein ganz besonderes Erlebnis!
Die WM in Konya ist nun beendet und das Deutsche Nationalteam ist mit der Bielefelderin Natalie Jürgensmann wieder in Deutschland angekommen. Die einwöchige Reise zur Weltmeisterschaft in die südlich von Ankara gelegene Stadt Konya, in der Region von Zentralanatolien war ein ganz besonderes Erlebnis. Konya ist durch Jelaleddin Rumi, dem Gründer des Mevlana-Ordens als Pilgerstätte bekannt und hat neben der Alaeddin-Moschee viele weitere Sehenswürdigkeiten. Das deutsche Team ist nach einem mehrstündigem Flug von Frankfurt über Istanbul nach Konya gereist und musste sich erstmal an den Adhan, den islamischen Gebetsruf gewöhnen, der fünfmal täglich in arabischer Sprache lautstark durch Lautsprecher verkündet wurde, immerhin musste man morgens keinen Wecker stellen. Viel Zeit zum Eingewöhnen hatte das deutsche Team allerdings nicht, denn bereits zwei Tage nach der Ankunft war Jürgensmann mit vielen Ihrer Teamkollegen*innen am Start. Ausgetragen wurde das WKF Cadet, Junior und U21 World Championship in der „Spor Ve Kongre Merkezi“ Arena. Eine riesige Sport-Arena mit Platz für mehrere tausend Athleten*innen und Specators/Zuschauer zu denen auch der Vater, Waldemar Jürgensmann, gehörte. Das einmalige Erlebnis, seine Tochter auf der Kampffläche einer WM zu sehen, wollte er sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Die Karate Club Sennestadt und SC Taisho Siegburg Athletin sollte mit einigen Ihrer Teamkollegen*innen bereits um 9:00 Uhr starten und war deshalb schon um 7:30 Uhr in der Sportarena um genügend Zeit zur Aufwärmung zu haben. Insgesamt waren 55 Athletinnen aus 55 Nationen in der Kategorie Kata U21 vertreten, darunter auch Japan, Hong Kong China, Indonesien, Bangladesch und Chinese Taipei. Was ist Chinese Taipei? Der Name Chinese Taipei ist ein vom Internationalen Olympischen Komitee konstruierter Name für die Republik China (Taiwan), deren Hauptstadt Taipeh (Taipei) ist. Die Unabhängigkeit von Taiwan wird von der Volksrepublik China und anderen UN Ländern nicht anerkannt und der konstruierte Name erleichtert die Teilnahme der Republik China an internationalen Veranstaltungen. Ein Land, das nur für eine Woche zur WM und anderen internationalen Veranstaltungen existiert und eine Flagge, die man in keinem Buch findet. Die 55 Athletinnen wurden in 8 Pools aufgeteilt und bereits in der ersten Runde auf 32 TN reduziert. Jürgensmann musste als erste Starterin auf die Tatami/Kampffläche und präsentierte die Kata Gojoshio Dai. Sie legte ihre ganze Kraft und Dynamik in die Waagschale, wohlwissend, dass alles vom Gelingen dieser Kata abhängt. Bei der Drehung konnte sie ihre Kraft nicht sauber in den Stand bringen und es entstand ein Wackler, der zu einer Abwertung in der Punktezahl führte. Nun hieß es Daumen drücken und die Wertungen der nachfolgenden Athletinnen abwarten, denn nur die besten vier kamen in die nächste Runde. Trotz Wackler war die Bielefelderin bis zum letzten Kampf auf Platz vier und damit in der nächsten Runde. Nun kam die letzte Kata Expertin aus dem Iran und erhielt mit 24,62 die höchste Wertung in Pool 8. Aus und vorbei, damit war Jürgensmann auf Platz fünf und das Ende in Runde eins war besiegelt. Fehler werden nicht verziehen, schon gar nicht auf einer Weltmeisterschaft! Nun blieb nur noch Daumendrücken und mitfiebern für die weiteren Deutschen Athleten*innen. Das Drücken der Daumen hatte sich gelohnt, mit einem Weltmeistertitel und zwei Vizeweltmeister in Kumite (Freikampf) sowie einen Vizeweltmeister in Kata (Form) hat Deutschland sich gut bei der WM platziert. Die Japaner wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und holten sich in allen Kata Kategorien den Weltmeistertitel! Wen wundert es auch, Karate hat in Japan einen viel höheren Stellenwert und wird viel besser gefördert. Mit einem Trainingspensum von 30 Katas an jedem Tag im Jahr können Deutsche Athleten nicht mithalten, die Studium und Beruf noch unterbringen müssen und Karate als Hobby betreiben.